Ulrich Roski - Reise An Die Fruntz, Teil B - Kirchweih Тексты

Schwoche hebt an zu dozieren:
„Wir woll'n uns heut' mal amüsieren
Wie jedes kleine Bauernnest
Hat Mucknitz auch sein Kirchweihfest
Historisch hat das folg'nden Sinn:
Mmh - na ja, da geh'n wir also heute hin."
In panischem Entsetzen schreit
Frau Schwoche: „Ach, du liebe Zeit
Bist du denn jetzt vollends vernagelt
Du siehst doch, dass es draußen hagelt!"
„Na und?", meint Schwoche „ist doch toll
Dann ist es wenigstens nicht voll!"
Also begibt, im Schutz des Schirmes
Sich die Familie auf die Kirmes

Kaum steht man an der Eingangslatte
Schreit Udo schon nach Zuckerwatte
Wanda tut ihm den Gefall'n
Kauft einen ordentlichen Ball'n
Worauf der Sohn sofort probiert
Wie ihn ein weißer Vollbart ziert
Opa peilt gleich den Schießstand an
Und zeigt, was er noch alles kann
Sein Eifer ist kaum zu beschreiben
Er ballert sinnlos auf die Scheiben
Und erntet schließlich, als Erlös
Ein hübsches Porzellangefäß

Schwoche ist auch sofort dabei
„Haut den Lukas!", hallt sein Schrei
Lachend ruft er: „Guck mal, Mama!"
Und hat bereits die Hand am Hammer
Doch man soll sich nicht zu früh loben
Zwar schnellt der Lukas weit nach oben
Ein kleines Stückchen fehlt jedoch
Schwoche kriegt ihn nicht ganz hoch
Noch ein Versuch, es ist der dritte
Da klappt's, und Schwoche strahlt: „Na bitte!
Jetzt hau' ich auch, wenn Not am Mann is'
Matthäus, Markus und Johannis!"
Der Lohn ist, dieser Tat gemäß
Ein hübsches Porzellangefäß

Als Leistungsschau muss das genügen
Jetzt heißt's nur noch: Rein ins Vergnügen
Vorm Raritätenkabinett
Tanzt ein vergreistes Eisballett
Ein junger Mensch brüllt wie ein Stier:
„Für dreißig Pfennig seh'n Sie hier
Manch' Zauberei und Gaukelwerk
Sowie Europas größten Zwerg!"
Der kleine Udo ist betört:
„Mensch Leute, habt Ihr das gehört?
Der größte Zwerg von ganz Europa!
Gib mir mal schnell drei Groschen, Opa!"

Am nächsten Stand verkauft man Lose:
„Hier greift ein jeder in die Dose!
Hier ist er drin, hier musser raus!"
Die 12 gewinnt die Gummimaus!
Nun will auch Wanda mal was bieten
Natürlich zieht sie lauter Nieten
Doch sie kauft weiter unbesonnen
Und jubelt dann: „Ich hab' gewonnen!"
Und Udo meint vergnügt: „Ich seh's
Ein hübsches Porzellangefäß!"

Der Hagelschauer ist inzwischen
Einem Platzregen gewichen
Da gibt 's nur eins noch auf der Welt:
Nichts wie hinein ins Bayern-Zelt
Hier sind besonders zu beachten
Die Kellner in den bunten Trachten
Man bestellt gleich die erste Runde
Und es vergeht kaum eine Stunde
Da bringt ein lustiger Tiroler
Fünf kleine Bier und eine Cola

Man singt und trinkt, man tanzt und schunkelt
Bis überm Zelt der Abend dunkelt
Opa ist so stark benebelt
Dass er nur noch sinnlos pöbelt
Zerschlägt in seinem Säuferwahn
Das ganze hübsche Porzellan
Und wälzt sich johlend in den Scherben
Da lachen freilich seine Erben
Frau Schwoche aber hat es satt
Und kann nur noch beschließend sagen:
„Wer einen blauen Opa hat
Darf ihn getrost nach Hause tragen!"
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