Ulrich Roski - Die Brautwerbung Lyrics

Es waren zwei Ritter, zwei Edle vom Dorf
Der eine war kahl und der and're voll Schorf
Der Kahle hieß Karl, war von listigem Mut
Der and're war blöde, man nannte ihn Knut
Sie sahen eines Tages die Tochter des Grafen
Wollten fortan ohne sie nicht mehr schlafen

Karl hat zum pickligen Knute gesagt:
„Die Gräfin ist reich und so gut wie intakt
Wir lieben sie beide, doch einer schaut zu
Und ich hab so den Eindruck, dieser eine bist du!"
Eifrig sprach Knut: „Wen sie liebt von uns beiden
Das muss die Comtessa wohl selber entscheiden!"

Sie kamen zum Grafen, und der fragte sein Kind:
„Willste den mit der Glatze oder den mit dem Grind?"
Sie sagte: „Für mich gibt's nur eins auf der Welt:
Ich will einen Recken, einen richtigen Held
Und der, der mich will zur Gemahlin erringen
Muss mir zuvor einen Drachenschwanz bringen!"

So zogen die Ritter zum Drachen vorm Tor
Und Karl sprach zu Knut: „Knut, geh du doch mal vor!
Geh mal hin zu dem Drachen und sprich ihn mal an,
Ich mach bloß meinen Schuh zu und komm' dann gleich ran."
Knut spielte häufig mit Käfern und Bienen
Doch konnte ihm diese Erfahrung nicht dienen

Der Drache focht tapfer, doch tapf'rer focht Knut
Und bald schwamm das Untier im eigenen Saft
Knut hieb ihm den Schwanz ab mit schwindender Kraft
Und lief damit zu Karl und rief: „Ich hab's geschafft!"
Setzt' sich am Brunnenrand, fühlt sich so schlapp
Da stieß ihn sein Freund in die Tiefe hinab

Doch Knut riss den Drachenschwanz mit sich hinwech
Da sprach Karl zu sich selbst: „Ach, ich hab auch ein Pech!
Ohne Schwanz keine Gräfin, ohne Gräfin kein Schlaf
Also, Knut, gib den Schwanz her! Komm Kleiner, sei brav!
Und das mit dem Brunnen war nicht so gemeint
Du musst mir vertrauen, denn ich bin doch dein Freund."

Knut gab ihm den Schwanz und bat: „Reich mir die Hand!"
Doch Karl war schon längst zum Schlosse gerannt
Die Gräfin rief: „Karl, dein Kampf war nicht vergebens!
Das ist der herrlichste Schwanz meines Lebens!"
Bis zur Hochzeit war Knut aus dem Brunnen heraus
Er brüllte: „Verrat!" - doch alles lachte ihn aus

„Wer glaubt heut' noch an Drachen ?! Ach, du bist nicht normal!"
Riefen alle, doch Knut sprach zornig zu Karl:
„Du find'st Deine Strafe, das weiß ich genau!"
Karl lachte und zog sich zurück mit der Frau
Und lebte noch hundert Jahrr glücklich mit ihr
Knutchen starb früh an einem Magengeschwür

Die Treue ist herrlich und bricht nicht so schnell
So singen schon Schiller und Sacha Distel
Die Freundschaft ist schön und reicht meist bis zuletzt -
Doch wird sie zuweilen auch stark überschätzt
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